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Burnout entsteht individuell

Ihre körperliche Verfassung, wie auch Ihre seelischen Kräfte haben sich individuell entwickelt. Der eine hat starke Beine, der andere kräftige Hände. Bei der einen ist der Rücken stärker gebaut, beim anderen braucht es regelmäßiges Krafttraining. Manch einer hält Kälte gut aus, die andere verträgt Hitze besser. Das nennt man körperliche Konstitution. Wenn jemand mit schwachem Rücken besondere Lasten tragen muß (vielleicht schon als Kind), wird das im Erwachsenenalter andere Folgen haben, als bei einer kräftigeren Natur. In ähnlicher Weise gibt es diese Unterschied auch im seelischen Bereich. Im weiteren sprechen wir von Resilienz, was seelische Widerstandskraft bedeutet.

Den einen trifft Burnout, den anderen nicht. Was habe ich "falsch" gemacht, daß ich betroffen bin? Dazu ein Beispiel und gleich vorweg: Sie haben nichts falsch gemacht! Sie haben nur auf gewisse Lebensumstände re-agiert. Daraus sind Verhaltensmuster entstanden, die jetzt noch laufen.

Ein Kind wächst im Bauch einer Frau auf, die sich während der gesamten Schwangerschaft nicht sicher fühlt. Ein unterstützender Partner fehlt oder er belastet mehr als er hilft.Vielleicht ist auch die Wohnsituation ungünstig. Sehr früh wird das Kind mit den Stressbotenstoffen der Mutter überschwemmt. Es empfindet bereits als Ungeborenes häufig Angst und Unruhe (die der Mutter), später es wird es daher vielleicht häufiger schreien, was die Mutter mehr stresst. Denn die muß das alles alleine schaffen.

Die Beziehung zwischen den Partnern wird von Anfang an belastet. Das Kind kann nicht mit vollem Vertrauen in diese Welt gehen, sondern wird vielleicht vorsichtiger im Kontakt mit seiner Umwelt, und später mit seinen FreundInnen sein. Es lernt somit, dass Beziehungen an sich Belastendes haben.

Eventuell wird es deshalb mehr auf sich selbst vertrauen und sich im Zweifel in sich zurückziehen. Innen drin, bei sich selbst fühlt es sich am sichersten. Vielleicht kommt es auf die Idee, seine Stärke auf andere Weise spüren zu wollen:

Zum Beispiel wenn es Besonderes leistet, oder kreativer, ausdauernder, fleissiger, pflichtbewußter als andere lernt oder arbeitet. Als Erwachsener setzt sich dieses Muster möglicherweise fort. In der Firma wird genau das geschätzt. Leute, die sich voll einsetzen, auch außerhalb der geregelten Arbeitszeit. Damit entspricht es zudem einem verbreiteten Zeitgeist. Für das Verhalten wird die Person immer wieder bestätigt oder belohnt - daher verfestigt sich das Verhalten. Es verankert sich auch als wichtiger Wert im Leben.

Wenn der zweite Teil der Geschichte in einer Erschöpfung endet, wäre das keine Überraschung. Als spätere Störungsmuster vermute ich Angst-Panik-Zustände, wenn es ihm/ihr einmal zuviel wird. (denn Angst-Spannung und Unsicherheiten sind bereits mit in der Wiege gelegen)

Die Lösung besteht nun sicher nicht nur darin, dem/der Betroffenen all das zu verbieten, was ihm/ihr bisher Sicherheit, Stärke und Wertigkeit gegeben hat und nun in die Erschöpfung geführt hat. Dieses Fleissigsein und die Perfektion gehören gewürdigt, aber auch hinterfragt. Hier beginnt individuelle psychotherapeutische Arbeit an der Entstehungsgeschichte. Einfach "wegnehmen", oder etwas mehr Sport, wellness kann nur vorübergehend entlasten.

Die Frage ist nicht: Wie kann ich endlich weniger perfekt sein und auf Arbeit verzichten - sondern: Was liegt darunter, was treibt mich an. In unserem Beispiel ist es Unsicherheit, Ängste nicht gesehen zu werden, unterzugehen, anderen zur Last zu fallen. Lieber selbst alle Lasten auf sich nehmen. Dies ist der "Motor" für die Fahrt Richtung Erschöpfung.

Mit etwas Glück, Zeit und Begleitung finden Sie bei sich heraus, was die Antreiber so treiben. Und welche anderen Anteile Sie entwickeln können, damit ein guter Ausgleich hergestellt ist.

Positive Wirkfaktoren für Resilienz

  • Sicheres Aufwachsen mit konstanten Bezugspersonen (müssen nicht ausschließlich leibliche Eltern gewesen sein), Vorbilder
  • viele & unterschiedliche "gute" Beziehungserfahrungen (Respekt, Wertschätzung, Grenzen, Einfühlung, Emotionen teilen können, Kommunikation)
  • materielle Sicherheit erlebt haben - was die eigene Sicherheit fördert
  • Bildungsgrad der Eltern & ein Erleben von guter Förderung, Ausbildung, Chancen
  • den eigenen Körper gut spüren können (Grenzen, respektvoller Umgang), Sport
  • Maß halten, Selbstfürsorglichkeit, gute Ablösung von Zuhause
  • Entwicklung eigener Ressourcen (Freizeitverhalten, Genußvielfalt)
  • Hobbies, Eigenleben, Haustiere, künstlerische Tätigkeit als Ausgleich

Belastende Faktoren

 

Belastete Schwangerschaft der eigenen Mutter, schwierige Startverhältnisse, materielle Not, Verlusterfahrungen, wechselnde Bezugspersonen, früher Überlastung (körperlich, psychisch, sozial), überlastende live events, Gewalterfahrung, Krieg und Flucht, vorbelastete Eltern/Großeltern gehabt, nicht selbstverursachte wirtschaftliche Not durch plötzliche Kündigung, Überschuldung; belastende PartnerInnenwahl oder schwere Familienkonflikte, fehlende passende Distanz zur Herkunftsfamilie, schwere Erkrankung naher Angehöriger, soziale Isolation.