Prävention
Konzepte zur Prävention von Erschöpfung
- Nutzung von Erfahrungswissen - siehe weiter unten,
- Prävention durch Erkennen und Ausweichen von gefährdenden Situationen,
- Prävention durch rechtzeitigen Aufbau entsprechender Ressourcen.
- Weniger "riskantes Arbeitsverhalten" entwickeln. (harm reduction)
Schauen wir einmal in Ihr Arbeitsfeld. Sind die Anforderungen unklar oder (noch) nicht festgeschrieben? Wer nicht genau weiß, was er/sie zu tun hat, muss am Ende immer alles machen. Oder immer öfters. Damit kann bereits ein Schritt Richtung Erschöpfung bedeuten.
Gesundwerden geschieht nicht von alleine, es lassen sich Gesetzmäßigkeiten finden. Wichtige Hinweise dazu finden sich im Salutogenese Konzept von Antonovsky. Psychotherapie hilft jedenfalls beim (wieder) Auffinden der drei bei Antonovsky genannten Komponenten.
Salutogenese - die Lehre von der Entstehung von Gesundheit
Das Wort Salutogenese (lat. von salus = Unverletzheit, Heil, Glück und griech. génesis = Entstehung) bedeutet Gesundheitsentstehung und wurde von dem israelisch-amerikanischen Medizinsoziologen Aaron Antonovsky (1923-1994) in den 70er Jahren geprägt. Der Begriff ist analog gebildet zu dem Begriff Pathogenese (griech. páthos = Schmerz, Leid), der die Lehre der Entstehung von Krankheit bezeichnet.
Als zentralen Faktor für ihre Gesundheit bezeichnet Antonovsky den „sense of coherence SOC“, was in der deutschsprachigen Literatur meist mit ‚Kohärenzgefühl’ , - sinn oder -gefühl übersetzt. Antonovsky versteht Gesundheit als ständigen Entstehungsprozess - Krankheit und Gesundheit sind zwei Pole - und wir bewegen uns auf einer gedachten Achse dazwischen.
" ... Menschen, die im Fluss des Lebens zu schwimmen haben."
Der „sense of coherence SOC“ setzt sich nach Antonovsky aus drei Komponenten zusammen:
- Verstehbarkeit (comprehensibility)
- Gefühl von Bedeutsamkeit oder Sinnhaftigkeit (meaningfulness)
- Handhabbarkeit (manageability)
Übersetzt in die Fachsprache der PsychotherapeutInnen kann dies so klingen: Auf der gesunden Seite zu bleiben bedeutet, die Szenen des Lebens verstehbar, sinnhaft und handhabbar zu gestalten und dies immer wieder neu zu erschaffen, falls "Gefahr" droht.
Erprobtes
Aus einer psychotherapeutischen Gruppe mit Burnout Betroffenen sind hier Strategien zur Vermeidung von Erschöpfung genannt - ausprobieren kost' nichts.
Erprobte Strategien | |
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Tipp | Aktivitäten |
1 | Aufenthalt an der Natur, Gehen, Bewegung |
2 | Aufschreiben, es sich von der Seele schreiben |
3 | Zeit fürs Alleinesein nehmen |
4 | In sich Hineinhorchen, Atmung beachten, Yoga |
5 | Stop sagen, Tempo wieder selbst bestimmen |
6 | Sich ordnen, abends - Überblick finden statt in der "Mühle weitertreten" |
8 | Das Gespräch mit anderen darüber suchen |
9 | wieder bewußtes Sinneswahrnehmen im Alltag üben (beim Kochen, Schmecken, Rituale) |
10 | Kinder als Ressource, sich vom Spiel anstecken lassen, Zweckfreies Tun |
11 | Die wichtige "1/2 Stunde" für mich alleine finden |
12 | Kunst und Kulturangebot nutzen |
13 | Absprachen, Abmachungen treffen, um Arbeitsabläufe anders zu strukturieren - sichs leichter machen. |
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Selbsthilfe
Lesen Sie bei den 6. Schritten zur Selbsthilfe nach. Was die Medizin beitragen kann - was in einer Psychotherapie geschieht.
Prävention am Arbeitsplatz
Das Vorbeugen beginnt bereits bei der Suche nach einem Arbeitsplatz. Nicht jede/r kann dabei wählerisch sein - aber vorsichtig!
- Wenn Ihr zukünftiger Tätigkeitsbereich kaum geklärt ist und Sie eine "Mädchen für alles - Rolle" angeboten bekommen. Tätigkeitsprofile fehlen vielleicht oder sie werden nicht eingehalten. Die Ergebnisse Ihrer Tätigkeit sind somit nie wirklich erfassbar - ein Vorgesetzter (und auch KollegInnen) können damit leicht behaupten, dass es nicht (nie) ausreicht. Auch Sie selbst können in diese Vorstellung verfallen oder darin bestätigt werden.
- Wenn das Stichwort: "flexibel" fällt. Alles (doch noch) zu schaffen, stolz darauf sein - immer "Feuerwehr" spielen zu dürfen, Allzeit bereit sein, flexibel und ständig dem Neuen ausgesetzt, das alles schaffen wirklich nur besondere Persönlichkeiten.
- Wenn grenzenloses Verhalten (immer/zuviel Arbeitsstunden, Vermischung mit Privatzeit, fehlende Erholungszeit etc.) einfach vorausgesetzt wird oder auffallend viel Lob folgt. Mehrarbeitszeiten werden aber nicht ausbezahlt oder anders abgegolten. Dieser Zustand ist zur Regel geworden, alle um Sie herum "schlucken" das - keine kritische Hinterfragung ist möglich oder wird als "unkollegiales Verhalten" abgekanzelt.
- als Begründung für den grenzenlosen Einsatz (der kein absehbares Ende hat) gibt es keine objektiven Fakten sondern "Glaubenssätze": Weil wir so gut sein müssen, weil sonst Kündigungen drohen, weil die Klientel so bedürftig ist, weil sich sonst niemand kümmert, weil die Gesellschaft sonst, ... es wäre fast "Verrat" dabei nicht mitzuspielen.
- Wenn besondere Belastbarkeit gefordert wird. Dazu sind vielleicht auch objektiv stressende Rahmenbedingungen gegeben: keine Zeit für Pause, Essenszeiten, Lärm. Ein Schutz fehlt. Arbeitsrechte werden gedehnt, ein Betriebsrat fehlt.
- Wenn besonders große Nähe zur Kundschaft erwartet wird, es jedoch im Gegenzug für Sie wenig Erholungsmöglichkeit davon gibt. Die Dienste sind für Sie unplanbar, eigentlich arbeiten Sie ständig zum Wohl der KundInnen/ KlientInnen / PatientInnen. Supervision fehlt oder wird als Schwächezeichen gewertet.
Jobdescription anders gedeutet
Wenn Sie in Stellenbeschreibungen blättern, falls Jobwechsel ein Thema ist, stossen Sie häufig auf bestimmte Schlagworte. Die job description hat eine offizielle Sprache und eine hintergründige Bedeutung.
verlangte Kriterien |
hintergründige Bedeutung |
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sehr flexibel | Grenzen von Vereinbarungen / Rahmen werden dehnbar gehalten, klare Entscheidungen werden eher vermieden; gut passend, wenn Sie das Abenteuer(?) suchen. |
hoch belastbar | Auf persönliche Grenzen wird weniger geachtet wird, verlangt wird häufig Selbstüberschätzung, Gesundheit kann dabei aufs Spiel gesetzt werden, vielleicht werden Sie dabei für die Firmeninteressen geopfert. |
hohes Engagement | Ehrgeiz, Kampfgeist um jeden Preis zeigen müssen, die Firma soll das Wichtigste sein, sich selbst zurückstellen, 100% Identifizierung mit Betrieb |
organisationfähig | Jedes (betriebliche Chaos) wird zu Ihrer Herausforderung - sie sollten sich durchkämpfen, sich mit Unmöglichkeiten arrangieren, wer läßt sich gerne nachsagen, zu wenig flexibel zu sein? |
hohe zeitliche Verfügbarkeit | Verzicht auf Privatleben, Arbeitszeiten über vereinbartes Maß hinausgehend, Kinder sind dabei eher ein Ausschließungsgrund |
kundenorientiert | Sie finden sich in einer Position, an der Sie sich alles gefallen lassen müssen, Ihr Umsatz, Ihre künftige Position, der Aufstieg alles hängt von der völligen Hingabe an betriebliche Ziele ab. |
leistungsorientiert | Selbstwert wird über Leistung und Geld definiert, vorhandene individuelle Neigungen in dieser Richtung können mißbraucht werden, möglicherweise wenig Fairness den KollegInnen gegenüber, |
Welche Erfahrungen haben Sie mit Ihrer Rollendefinition in der Arbeit gemacht?
Wenn wir einmal die Arbeitswelt beiseite lassen - wie definieren Sie Ihre Rollen in Ihrem Leben? Was können Sie gut, wo ist es vielleicht einseitig geworden, was möchten Sie nicht mehr "spielen", wo gehört Neues herein, ...