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Sexualität und Erschöpfung

Erschöpfung (chronische) kann sich auf die Partnerschaft und Ihr Sexualleben auswirken. Sexualität wirkt und entsteht ja bekanntlich im Körper wie auch im Kopf. Das heißt, auf der Körperseite spielen die Hormone ihren Part, auf der seelischen Seite geht es um um Begegnung im emotionalen & sozialen Bereich, auch um Phantasien. Sexualität ist DAS bio-psychosoziale Ereignis in uns. Psyche, Körper(bio) und Beziehung spielen eng zusammen, damit Sexualität gelingt.

Erschöpfung ist durch Dauerstress bedingt, Stresshormone blockieren das Gehirn - besonders ist dabei das Cortisol zu nennen. Libidoverlust [fehlende Lust] kann auftreten, weil z.B. dem/der Partner/in unbewußt ausgewichen wird. Dieser Rückzug geschieht nicht aus Böswilligkeit sondern aus Mangel an Energie.

Durch das Übermaß an Arbeitszeit/ andere (z.B. familiäre) Belastungen ist folgendes geschehen:

  • der Fokus ist überwiegend auf die Außenwelt gerichtet,
  • eine Entfremdung von eigenen Bedürfnissen wird die Folge sein,
  • Zeit für die Partnerschaft fehlt, diese wird noch bestenfalls als"Unterstützungsgemeinschaft" angesehen,
  • Fehlen eines erfolgreichen warmup in Richtung sexuellem Aktivwerden - fehlende Energie für Sex,
  • sexuelle Bedürfnisse werden allenfalls mehr zur reflexartigen Entladung, z.B. virtueller Sex / Pornokonsum genutzt.
  • die Empfindungsfähigkeit ist in der Erschöpfung allgemein herabgesetzt (Schutzfunktion)

Kein Wunder, haben doch Erschöpfte meist andere Sorgen wie z.B. Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Schmerzen, Selbstzweifel, ständige Müdigkeit, fehlender Antrieb usw. Dazu ist die Chemie außer Rand und Band, aber nicht weil die Schmetterlinge im Bauch so wild herumschwirren.

Erschöpfung bewirkt neben sozialen, emotionalen auch noch neurochemische Veränderungen - siehe auch Burnoutanzeichen.

 

Sozialer Rückzug = Wo bleibt die Lust?

KletterpartieWenn Betroffene mit unangenehmen Gefühlen "gefüllt" sind - zB. mit Ärger auf KollegInnen, Zeitnot, Ängste um die Existenz, Druck durch Firma, Personalmangel - stehen die sozialen Signale begreiflicherweise auf Rückzug. Das Bemühen, alle Anforderungen von außen zu schaffen (über-)fordert die Person bereits völlig.

So kann es leicht geschehen, daß die PartnerInnen der Betroffenen in "die zweite Reihe" gelangen und vielleicht nur mehr als support [UnterstützerIn im Hintergrund] dienen. Im günstigsten Fall trösten sie den/die Gestressten und getrauen sich meist nicht mehr, den zu tröstenden Partner im Sinne der Partnerschaft zu fordern. Leider werden sie damit auch manchmal zu leid-stabilisierenden Personen.

Damit sind Sie als Paar wie in einer Zweier-Seilschaft unterwegs, die jedoch sehr einseitig organisiert ist. Vorausklettern darf nur mehr eineR - der sichernde Partner/Partnerin steht immer "unten herum". Er/Sie kann sich in der gleichbleibenden "Sicherungsrolle" ebenfalls erschöpfen oder/und entfremden.

Eine einseitige Inszenierung von Partnerschaft entsteht. In der ausgewogenen Lage durften noch beide abwechselnd Hilfe fordern und geben. Jetzt kämpft eineR an der beruflichen "Front" und zieht dazu die letzten Reserven aus dem Privatbereich ab.

Wer nicht in Partnerschaft lebt, wird in der Erschöpfung vielleicht noch weniger neue Kontakte suchen (- sie aber vielleicht ersehnen ). Der Fokus hat sich eingeengt.

 

"Jaaaah Liebling - ich weiß - wir sollten wieder einmal, ... einen Abend lang quatschen, mit'nand spazieren gehen, eine Kuschelzeit erleben, uns auf einander beziehen, von einander mehr hören wollen, neugierig bleiben, ... uns zuhören - so geht's Richtung Sex."

 

Ressourcen

 

Dass PartnerInnen sich in erschöpfter Lage trösten, ist an sich wünschenswert. Wenn auch sie beginnen, wichtige Bedürfnisse hintanzustellen, macht dies die gemeinsame Lage auf Dauer nicht besser. Bleiben Sie in Verbindung zu einander und erinnern Sie an die "gute alte Zeit", als sie sich partnerschaftlich aktiver begegnen konnten. Es gab einmal eine Zeit, bevor sie sich von der Arbeit "fressen" ließen. Suchen Sie den Weg dorthin zurück oder lassen Sie sich "zurück-verführen".

Oft benötigen erschöpfte Paare erst einmal eine Beruhigungszeit. Es kann gut tun, sich nur zu halten und zu streicheln, bis die Stress-Systeme beiderseits "heruntergefahren" werden können.

 

Emotional erschöpft? - no sex!

Emotional haben Burnout Betroffene oft das Gefühl, sie können oder möchten niemandem mehr etwas geben. Den ganzen Tag geben sie schon, sie entsprechen, sie versorgen jemand anderen, sie erfüllen Anforderungen - abends oder in der Freizeit ist dann Schluß. Die Pflicht hat den Tag beherrscht, das Arbeitspensum hat regiert. Jetzt gehöre ich nur mehr mir selbst.

Private Gedanken? Eigene Bedürfnisse spüren oder gar erfüllen? Gelüste?? Na ja, halt die ganz basalen Dinge: Wieder mal in Ruhe aufs WC gehen, vielleicht warm essen, entspannt TV schauen, das Entspannungsbier trinken, einschlafen können. Die vielleicht schönste Sache der Welt gerät so weit außer Sicht.

Manche Betroffenen werden von Sorgen gequält, sie haben Zweifel zu bestehen, der Selbstwert ist längst in Gefahr. Ärger und Distanziertheit wirken oft als Schutz, ein dicker Panzer wird gebraucht und so ist auch sexuelles Handeln erschwert. Denn gerade dort ginge es wieder ums Fühlen, Bedürfen (Bedarf, ... dürfen). Zum Sex bedarf es des Offenseins.

Ein Widerspruch? Sex ohne Selbstwert und ohne "Gspür"- geht schwer. Sexuelles Handeln erfordert (und bringt Ihnen) wieder Selbstsicherheit & Gefühle. Das ist gewissermaßen Ihr gemeinsamer Spieleinsatz. Wichtig: Es sei hier niemandem unterstellt, dass der Rückzug absichtlich geschieht. Wohl aber müssen sich die "Fleißigen" die Frage gefallen lassen, wieso der Partner/die Partnerin nur mehr number 2. nach der Arbeit sein darf.

Dann fragte der Paartherapeut noch:"...und was finden Sie an dauernden Überstunden interessanter als an Ihrer Beziehung?"

Auch die Sexualtherapie oder Paartherapie wird an der Wirklichkeit des Arbeitslebens nicht vorbeikommen. Sex braucht Entspannung.

Sexuelle Müdigkeit / Erschöpfung entsteht auch durch:

  • psychische Erkrankungen (typisches Merkmal der klassischen Depression)
  • bestimmte live events wie: Trauerfall, Unfälle, Geburt und Schwangerschaft, traumatische Erlebnisse
  • länger vernachlässigte partnerschaftliche Konflikte (Entfremdung, Überlastung, Langeweile, ungelöste Langzeitkonflikte, chronischer Ärger, Rollenkonflikte, komplexen Familiensystemen, patchwork)

Also Vorsicht, bei Ihrer Analyse immer das "Rundherum" auch beachten.

Tipp: In einem Erschöpfungszustand benötigen Sie nicht eine Sexualtherapie und nicht die chemischen Helferlein plus diverse Stimulanzien und keine weiteren sex toys, sondern sollten nach Möglichkeit Ihren Energiehaushalt grundsätzlich wieder ins Lot bringen. Wenn Ihnen in diesem Zusammenhang ihrE PartnerIn plötzlich nicht mehr attraktiv genug vorkommt, wagen Sie einen tiefen Blick in den Spiegel und prüfen Sie, wie es um Ihre Zufriedenheit mit sich selbst steht. Dies ist im Übrigen auch wieder ein wichtiges Thema der psychotherapeutischen Behandlung erschöpfter Menschen.

 

Ressourcen

 

Schauen Sie sich Ihre Situation mit Hilfe eines Fachmannes/frau an, es lohnt sich. Tun sie es bald, denn es geht um unwiederbringliche Lebenszeit. Welchen Preis finden Sie vertretbar? Wie ist Ihr Umgang mit vitalen Bedürfnissen, wo sind Ihre Grenzen? Wie lange wollen Sie auf diese verzichten? Und wie halten Sie es mit dem Leistungsprinzip im Bett?

 

Körperliche Erschöpfung = sexuelle Erschöpfung

 

Bei fehlender Lust & Freude am Sexualleben Achtung auf mögliche körperliche Ursachen:

  • körperlichen Erkrankung an Schilddrüse, Nebennieren etc. ---> wichtig: Arzt & Ärztin kontaktieren
  • Immun- und Autoimmunerkrankungen - und nicht zu vergessen Zeckenbisserkrankungen / Borreliose
  • in jedem Fall auch an die Auswirkungen von chronischem Stress, körperlicher Überanstrengung
  • Nebenwirkungen von Medikamenten (Antidepressiva)
  • unbedingt auch Kontrolle der Schilddrüse

Stichworte: Nebennierenrinde (und deren Erschöpfung), Mangel an Testosteron; erektile Dysfunktion beim Mann, eingeschränktes "Stehvermögen".

Hormonelle Probleme betreffen Männer und Frauen, da in beiden Körper Testosteron vorkommt. Nachweislich senkt chronischer Stress diesen Hormonpegel, auch die Vorläufersubstanzen wie das Dehydroepiandrosteron DHEA werden reduziert. Testosteron ist sehr leicht zu messen und kann ein Indikator für Stressbelastung sein.

Wer zu müde für seine Freizeit ist, wird kaum mehr an Sex denken.

Wenn alle Energien auf die Bewältigung des Arbeitsalltages gerichtet sind, herrscht abends oder freizeitmäßige "Funkstille". Bleiben Sie wachsam, denn wenn Sie sich Burnout tests (und aufwändige Behandlungen) ersparen wollen, achten Sie auf Ihre Lust, auf die Bereitschaft zu lustvollem Tun. Hilfreich ist hier wieder Bewegung, denn langsam Laufen oder walken erhöhen den Testosteronpegel und bringen Sie energetisch wieder ins Lot.

 

Ressourcen

 

Ihr Körper ist ein wichtiger Indikator für Ihre Befindlichkeit. Ändert sich an der Lust etwas, denken Sie bitte immer daran, dass Stress im Spiel ist / sein könnte. Nutzen Sie die Symptome zu einer Veränderung. Nicht vergessen: Berührung, körperlich erfahrene Zärtlichkeit, erfüllte Sexualität sind zusammen ein unersetzbares Entspannungs-Beruhigungs-Blutdrucksenkungs-Regnerations"mittel". Ohne negative Nebenwirkungen. Sie brauchen also nicht Arzt oder Apotheker konsultieren, wenn Sie Sex haben wollen.

 

 

 

Links zu Nebenwirkungen von Antidepressiva

Begreift man Burnout = Erschöpfung im späteren Stadium als ein depressives Ereignis, dann treten dem entsprechende Symptome auf - siehe ICD 10, online unter F 32.xxx nachlesen.

Es wird allgemein als schwierig eingeschätzt, die Auswirkung einer Depression von den Nebenwirkungen des Antidepressivums zu unterscheiden. Wenn jedoch eine Angstthematik im Vordergrund steht und diese mit AD behandelt wird, können jedoch die Nebenwirkungen leichter identifiziert werden.

  • http://www.kompetenznetz-depression.de/
  • http://www.kup.at/kup/pdf/5258.pdf
  • http://psychomuell.de/weblog/1719/sexuelle-funktionsstoerungen-unter-antidepressiva

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